Aktuelles

Akustische Kameras als ultra-smarte Helfer

02.11.2021

Die genaue Quelle von störendem Lärm ist in Gebäuden oft sehr schwer zu finden. Gerade Bautechniker und Sachverständige setzen daher immer häufiger auf die Hilfe von akustischen Kameras.

Der Schall ist ein Tarner und Täuscher. So einfach es uns Menschen fällt, ihn wahrzunehmen, so schwierig ist es, seinen Ursprung exakt zu orten. Was in einem Gebäude an Störgeräuschen von links oben zu kommen scheint, hat seine Quelle in Wirklichkeit oft rechts unten. Was hinter einer Wandverkleidung vermutet wird, kommt  letztlich über den Boden und das viel geschmähte undichte Fenster ist häufig  gar nicht die vermutete Eintrittspforte für den Lärm, denn der kommt – zum Beispiel – durch den Abluftschacht.

Für Thomas Seidel sind solche Schallrätsel und die dazugehörigen überraschenden Lösungen  das tägliche Brot. Der Geschäftsführer des Ziviltechniker-Büros Krückl-Seidel-Mayr & Partner hat sich unter anderem auf Schallmessungen am Bau sowie bei Industrie und Gewerbe spezialisiert. Dementsprechend viele Geschichten hat er auf Lager, die belegen: Akustiker müssen häufig ähnlich kreativ wie Detektive arbeiten.

Knifflige Fragen

Da war zu Beispiel, erzählt er, diese Schallschutztür – ein richtiges Meisterstück, perfekt gearbeitet, richtig eingebaut und trotzdem in der Praxis alles andere als schalldicht. Viele Stunden habe er damals mit Messen und Tüfteln zugebracht, erinnert sich Seidel, bis die Fehlerquelle lokalisiert war: „Am Ende sind wir draufgekommen, dass der Spion, der in der Tür verbaut war, nicht richtig mit der Tür verklebt wurde, sich dadurch eine Fuge gebildet hat und der Schall durch diese Fuge durchdringen konnte.“

Nachsatz: „Das sind Dinge, die man von außen nicht sehen kann.“ Dementsprechend viel Zeit kostet es auch, sie zu entdecken. Heute, sagt  Seidel, wäre der knifflige Fall allerdings etwas schneller zu lösen gewesen. „Mit einer akustischen Kamera, die den Schall visualisiert, können solche Fehler inzwischen relativ leicht gefunden werden.“  

Seit einiger Zeit nutzt auch Seidel eine akustische Kamera und zwar den Sound Scanner P132 von Seven Bel. Ein handliches Gerät, dessen großen Vorteil er neben der Zeitersparnis vor allem in der Möglichkeit sieht, Schallquellen zerstörungsfrei nachzuweisen – zum Beispiel wenn es um undichte Bauanschlussfugen geht. Hatte man früher den Verdacht, eine solche Fuge könnte der Grund für eindringenden Lärm sein, blieb als letzter - und oft einziger - Ausweg: aufstemmen und nachsehen. „Um dann vielleicht  draufzukommen, dass es doch nicht diese Fuge war“, wie Seidel sarkastisch ergänzt.

Und wenn man schon nicht total zerstören musste, so galt es  sehr oft, zuerst aufwendige Verkleidungen abzubauen, bevor die exakte Lärmquelle geortet werden konnte. Auch der Fall, bei dem Seidel erstmals den Seven Bel Sound Scanner verwendete, hätte ohne den Scanner vermutlich mit umfangreichen Demontagearbeiten geendet.

Auch für Laien nachvollziehbar

„Es handelte sich damals um einen viel zu lauten Seminarraum“, erklärt Seidel. „Dass die störenden Geräusche von der Lüftung kamen, das konnte man auch mit dem bloßen Ohr erkennen. Aber was war genau der Grund? War es die Zuluft? War es die Abluft? Oder waren es Durchdringungen hinter einer Wandverkleidung?“ Mit Hilfe des P132 konnte Seidel das Problem allerdings schnell und sehr exakt orten.

Ein wichtiger Punkt, wie er betont: „Denn wenn man die Fehlerquelle nicht exakt ausmachen kann, läuft man Gefahr, die falschen Komponenten zu sanieren.“ Oder, und auch das passiert immer wieder, man tauscht gleich alles aus, weil es unmöglich ist, in einem halbwegs vertretbaren Zeitrahmen, die Schallquelle einzugrenzen. „Mit Probieren, Rechnen und Erfahrung lassen sich zwar viele Schallproblematiken auch ohne eine akustische Kamera lösen, aber dies ist um ein Vielfaches aufwendiger.“  

Außerdem sind Visualisierungen, wie sie von Akustikkameras  geliefert werden, für jeden, egal ob Laie oder Fachmann, sofort intuitiv verständlich. Komplizierte Berechnungen und abstrakte Nachweise sind das meist nicht. Deshalb ist, findet Seidel, ein Sound Scanner selbst dann eine wichtige Hilfe, wenn die Fehlerquelle aus Erfahrung ohnehin bereits ziemlich sicher erahnt werden kann. Denn der Scanner liefert einen objektiven, nachvollziehbaren  Beweis. Vor allem bei Haftungsfragen lässt sich auf diese Weise so mancher langwieriger Streit schon im Vorfeld vermeiden.